E-Business

Was ist mit E-Business gemeint? Was sind dessen Vorteile und praktischer Nutzen? Welche Softwarelösungen gibt es? Ist mein Unternehmen ein E-Business?

Sascha Schludecker, 1. August 2020

Prolog

Benutzen Sie bereits ein elektronisches Warenwirtschafts- (WWS/WaWi) bzw. Enterprise-Resource-Planning-System (ERP) in Ihrer Firma? Dann ist Ihr Unternehmen schon ein E-Business. Viele kleine mittelständische Unternehmen wie Handwerks- oder Produktionsbetriebe benötigen keine solchen komplexen Softwarelösungen, doch haben vor, Produkte oder Dienstleistungen neben ihrem stationären Laden auch online zu verkaufen. Ganz egal, wo Sie gerade stehen, spätestens wenn Sie einen Onlineshop (E-Commerce) betreiben wird ihr Unternehmen zum E-Business. Denn E-Commerce kann als Teilbereich des E-Business gesehen werden.

Kostenlose JTL-Warenwirtschaft
Eine bekannte E-Warenwirtschaft: JTL

Definiton

Der Begriff E-Business wird unterschiedlich weit ausgelegt und meint einerseits die integrierte Ausführung aller automatisierbaren Geschäftsprozesse eines Unternehmens mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnik. Geschäftsprozesse können die gesamte Wertschöpfungskette und die Beziehungen mit Partnerunternehmen und Kunden einschließen. Bei dieser Definition geht es um das Geschäft an sich.

Andererseits ist mit "Business" auch das Geschäft im Sinne von "Unternehmen" gemeint, sodass E-Business auch "Elektronisches Unternehmen" bedeuten kann.

Manche meinen mit Business auch schlicht "Handel". Wenn Sie online etwas verkaufen, wären Sie dann im E-Business. Da Onlineshops Geschäftsprozesse wie Bezahlung, Rechnungsstellung, Versand, Buchhaltung etc. integrieren und automatisieren, sind reine E-Commerce-Unternehmen die Musterbeispiele für moderne E-Business-Unternehmen.

Eine weitere Definition wäre die

" integrierte Ausführung aller digitalisierbaren Bestandteile ökonomischer Prozesse "

Man versteht darunter also die medienbruchfreie, computergestützte und automatisierte Verarbeitung von Informationen in ökonomischen Prozessen. Allerdings wird in ersterer Definition durch den Begriff "automatisierbar" deutlich, dass die Wirtschaftlichkeit und technische Machbarkeit erfüllt sein müssen, um einen Geschäftsprozess durch E-Business abbilden und optimieren zu können.

E-Business als Leitbegriff steht in den Medien für die Prognose, wie sich Unternehmenssysteme durch das Internet in Zukunft grundlegend ändern werden.

Auch wird mit E-Business die

" Neugestaltung strategischer Unternehmensprozesse und die Bewältigung der Herausforderungen eines neuen Marktes, der sich zunehmend durch Globalisierung auszeichnet und auf Wissen basiert. "

(IBM-Definition) assoziiert.

SAP-ERP-Lösung
Bekannteste ERP-Lösung: SAP

Eingesetzte Softwarelösungen

Folgende Softwaresysteme werden u. a. im E-Business verwendet:

  • Enterprise Resource Planning (ERP)
  • Warenwirtschaftssysteme (WWS/WaWi)
  • Groupwaresysteme
  • Dokumentenmanagementsysteme (DMS)
  • Digital Office Systeme (DOS)
  • Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme (PPS)
  • Workflow-Management-Systeme (WfMS)
  • Enterprise-Content-Management-Systeme (ECMS)
  • Websites/Portale wie Onlineshops/Onlineshopsysteme, virtuelle Marktplätze oder Online-Börsen
  • Apps, z.B. Shopping-Apps für den Verkauf an die Kunden oder Apps zur Steigerung der Produktivität

E-Commerce – Onlineshopsysteme

Heutige Onlineshopsysteme bieten eine Vielzahl an Features, die entweder einzeln hinzugefügt werden müssen, oder von Haus aus integriert sind. Shopify z.B. vereint allerlei Geschäftsprozesse unter einem Dach, einem SaaS-Produkt, nämlich einem mietbaren Onlineshopsystem. Dieses ist über eine Website erreichbar und nach dem Login stehen einem Möglichkeiten wie

  • Verwalten der Produktdatenbank
  • Content-Management-System zum Erstellen von Webseiten
  • Blog zum Verfassen von Blogbeiträgen
  • Verwaltung von Bestellungen / Bestellübersicht
  • Export für die Buchhaltung bzw. Buchhaltungsapps
  • Marketinglösungen und -integrationen
  • Produktpräsentation durch Webauftritt

(und viele mehr) zur Verfügung. Durch Bündelung all dieser für den Onlineverkauf nötigen Prozesse liegt natürlich nahe, dass Module immer besser miteinander integriert werden und ein ganzheitliches Produkt entsteht, nämlich Ihr Onlineshop inklusive Verwaltung. E-Commerce trifft spätestens seit Firmen wie Amazon oder Zalando den Zahn der Zeit und ist in aller Munde. Onlineshops sind dank der heutigen Vielfalt ihrer Funktionen dabei ein Vorreiter des E-Business-Konzepts geworden und stehen damit neben traditionellen, oft Must-have-, Softwarelösungen wie ERP-Software, teilweise stehen sie in Konkurrenz mit jenen.

Verkäufe mit dem Shopsystem Shopify
SaaS-Onlineshopsystem: Shopify

Redundanz von Softwarelösungen mit Universalansprüchen

Genauso wie heutige Onlineshopsysteme haben auch die Hersteller der ERP-Software das Konzept E-Business verstanden und versucht, allerlei Funktionen unter das eine Dach zu packen und alle Module weitestmöglich zu integrieren, sodass im Unternehmen besser geplant und effizienter gearbeitet werden kann. Manche E-Commerce Unternehmen benötigen gar keine ERP- oder WaWi-Software, da sie Handelsunternehmen ohne Lagerbestand und Produktion, wie z.B. im Dropshipping, sind. Dropshipping-Unternehmen leiten bspw. Kundenbestellungen direkt an ihre Produzenten weiter, welche die Ware dann selbst und direkt ohne Umwege an die Kunden versenden. Onlineshopsysteme ersetzen zum Teil auch traditionelle WaWi-Systeme, z.B. durch eigene Inventarlösungen zur Verwaltung und Tracking des Warenbestands.

Manchmal ist es allerdings besser, das Beste aus beiden Softwarewelten zu kombinieren. Falls Ihre Mitarbeiter perfekt mit der bestehenden ERP- oder WaWi-Software umgehen können und diese ein fester Bestandteil Ihres Unternehmens geworden sind, liegt nahe, am Anfang Ihres Onlineshops diese weiterhin zu nutzen. Falls E-Commerce eine größere Stütze in Ihrem Handelsgeschäft wird, lässt sich darüber nachdenken, Datenabgleich zwischen Ihrem Onlineshop und Ihren anderen Systemen per Programm zu automatisieren, dies kann über Schnittstellen bewerkstelligt werden.

Falls Sie ein reines E-Commerce-Unternehmen sind, kann Ihr Shopsystem unter Umständen allein alle Geschäftsprozesse abbilden, weshalb sie keine weitere Software mehr benötigen. Oft werden jedoch externe Buchhaltungsprogramme verwendet, weshalb manchmal ein Programm geschrieben werden muss, welches die Daten zwischen Shopsystem und Buchhaltung abgleicht.

Buchhaltungssoftware sevDesk
Externe Buchhaltungssoftware: sevdesk

Koexistenz verschiedener All-in-one Software

Wir denken, dass sich manche bereits bestehende Softwarelösungen in Unternehmen oder Teile davon durch Onlineshop- bzw. E-Commerce-Systeme ersetzen lassen. Auf jeden Fall bieten solche modernen Lösungen Schnittstellen, mit denen früher oder später alle Softwarelösungen in Ihrem Unternehmen zusammengeschaltet werden sollten, um Ihr Unternehmen ganzheitlicher zu integrieren. Ferner sind wir der Meinung, dass die z.T. noch monolithischen ERP-Programme aufgrund des immer weiteren Einsatzes des Internets in Unternehmen

  1. modularer und damit dezentraler werden,
  2. sich zum Teil oder ganz zu SaaS-Produkten wandeln und das unternehmensinterne Hosting wegfällt oder sich auf ein Minimum reduziert,
  3. bald neue, im Web weit verbreitete, Datenformate wie JSON sprechen werden und sich diese durchsetzen werden.

All diese Entwicklungen werden dazu führen (oder dazu dienen), dass Ihre Geschäftsprozesse besser auf das Endresultat bzw. Endprodukt abgestimmt werden und die Wertschöpfungskette maximal und intelligent automatisiert wird. Der E-Commerce regt die Entwicklung neuer Technologien wie JIT-Fertigung bzw. Modifizierbarkeit durch Kundeneingaben am heimischen Rechner an. Klickt der Kunde auf Kaufen, landet innerhalb weniger Sekunden das Geld auf Ihrem Konto, kann die Kaufentscheidung direkt an die Produktion weitergeleitet werden, welche dann die Warenwirtschaft abfrägt, ob die nötigen Ressourcen verfügbar sind, um zu produzieren, andernfalls wird der Einkauf eingeschaltet. Liegt ein fertiges Produkt gar auf Lager entfällt dies alles und die Ware kann direkt in den Versand gehen. Aufgrund der E-Business-Umsetzung kann damit innerhalb kürzester Zeit eine wirtschaftliche, intelligente Entscheidung getroffen werden und die Prozesse in Echtzeit im Analyseprogramm nachvollzogen werden.

Praktischer Nutzen des E-Business

Postuliert seien folgende Vorteile des E-Business (freilich müssen Sie wie oben erwähnt entscheiden, ob sie auch auf Ihr spezifisches Unternehmen zutreffen):

  • Die Vorteile der Digitalisierung liegen zugrunde
  • Internet- und Kommunikationstechnik verbessern/verschnellern die Kommunikation im Unternehmen
  • Durch Automatisierung muss weniger manuell gearbeitet werden
  • Die Teilbereiche Ihres Unternehmens werden vernetzt und es kann ganzheitlich geplant bzw. intelligenter gearbeitet werden
  • Darüber hinaus fallen überall Daten an, welche die Geschäftsführung zusammenführen und auswerten kann (Business Intelligence / Big Data)

Nach der Umgestaltung der Unternehmensprozesse bewirkt das E-Business niedrigere Transaktionskosten durch die Integration der Geschäftsprozesse und eine niedrigere Durchlaufzeit bzw. Übertragungskosten durch die Automatisierung.

E-Business mit dem Smartphone
Früher Büro und Lager, heute nur ein Smartphone?

Ist mein Unternehmen (ohne E-Commerce) ein E-Business?

Oben steht die Definition des E-Business, doch oft fällt es nicht leicht zu entscheiden, ob man sie auch erfüllt. Deshalb folgendes Beispiel: Man könnte behaupten, die bloße Nutzung eines Mailprogramms wäre eine Automatisierung des Einscannens, Frankierens und Versands eines Briefes, damit wäre das Unternehmen elektronisch und integriert und damit ein E-Business. Doch versteht man unter E-Business eher die Integrierung aller automatisierbaren Geschäftsprozesse, also von jedem möglichen Unternehmensbereich.

So könnte bspw. der elektronische Mailversand eine API/Schnittstelle zu anderen Programmen haben und ein Business-Intelligence-Programm, das die Geschäftsführung benutzt, interne Daten zum Zweck der Optimierung des Unternehmens heranzuziehen und auszuwerten, z.B. Statistiken dieser API abrufen. Gäbe es im Unternehmen bspw. einen sehr langsamen Schriftverkehr, wäre die Geschäftsführung folglich im Stande zu sehen, wann, wo und wie viele E-Mails rausgegangen sind, sodass eventuell in dem Bereich des Unternehmens, wo am meisten Mails geschrieben wurden, neues Personal angestellt werden kann, um diesen Bereich zu entlasten. Eine solche Integrierung Ihrer Programme und Daten würde ihr Unternehmen laut Definition mehr zum E-Business machen als das reine Nutzen isolierter Programme, welche zwar Arbeit digitalisieren bzw. automatisieren, allerdings voneinander nichts wissen.

Wir sehen, es geht nicht nur um die Vorteile der Digitalisierung, die der elektronischen Kommunikation, oder der Automatisierung, sondern darum die unterschiedlichen Systeme Ihres Unternehmens bzw. Programme, d.h. die unterschiedlichen Bereiche Ihres Unternehmens, holistisch zu vernetzen. Daraus entsteht Intelligenz, denn alle Beteiligten können zu jeder Zeit alles, was sie wissen müssen, über die anderen Beteiligten wissen und damit im Sinne des Unternehmens ganzheitlicher und effizienter planen und funktionieren.

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